Vielleicht doch lieber gleich zum Physio gehen, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat, als auf Liebscher und Bracht (LuB) zu bauen….?

Zitat aus physio.de:

“Therapiemethoden”

Nächster Dämpfer für Liebscher und Bracht
Das umstrittene Schmerzkonzept muss mehrere Unterlassungsklagen unterzeichnen.
11.05.2022 • 7 Kommentare
Roland-Liebscher-Bracht & Dr. med. Petra BrachtLizenz: CC-BY • 

Die selbsternannten Schmerzspezialisten Roland Liebscher-Bracht und Petra Bracht stapeln nicht nur beim Thema Bewegung und Schmerz hoch – zusätzlich zu ihren wissenschaftlich nicht haltbaren Behauptungen über Schmerzen und Bewegungsverhalten (wir berichteten) stellt das Unternehmerpaar auch Behauptungen zur „richtigen“ Ernährungsweise gegen Arthrose auf. In ihrem Online-Shop vertreiben sie Produkte wie „Vitamin D3“, „Q10+“ oder „Basen+“. Die Notwendigkeit diese Präparate einzunehmen, begründet Liebscher und Bracht (LuB) damit, den Säure-Basen-Haushalt auszugleichen, da hier ein Ungleichgewicht unweigerlich zu Arthrose führe. Die schon seit mehr als hundert Jahren immer wieder auftauchende Theorie des „Säure-Basen-Haushalts“ ist wissenschaftlich nicht belegt und zudem äußerst unplausibel.

Nach bekannter Strategie „Wer Angst hat, kauft mehr“ behauptet LuB zudem, dass eine ausgewogene Ernährung nicht mehr ausreiche, um genügend Mikronährstoffe aufzunehmen, weswegen im Grunde genommen kein Weg an den Nahrungsergänzungsmitteln vorbeiführe. Diese Aussage ist illegal, da derlei Behauptungen von der Nahrungsergänzungsmittelverordnung untersagt werden. Zudem sind die vermarkteten Mittel nicht ungefährlich. Tanja Wolf, Expertin für den Verbraucherschutz im digitalen Gesundheitsmarkt warnt: „Bei den Bestandteilen von „Basen+“ scheint teilweise die empfohlene Höchstmenge überschritten zu werden.“

Liebscher und Bracht muss Unterlassungserklärung unterschreiben
Der Faktencheck Gesundheitswerbung mahnte nun das Verhalten von LuB erfolgreich ab. Die Aussage „Da der Verlust nicht anders kompensierbar ist, raten wir zur zusätzlichen Aufnahme von Mikronährstoffen durch Nahrungsergänzungsmittel“, darf so nicht mehr verwendet werden. Auch das Werbeversprechen im Namen des „Schmerzfrei Drückers“ ist in Zukunft zu unterlassen.

Wie perfide die Marketing-Strategie von LuB ist, zeigt auch eine weitere Klage der VerbraucherschützerInnen: Ihnen fielen die ausschließlich positiven Bewertungen unter den Nahrungsergänzungsmitteln auf. Bei genauerem Hinsehen kein Wunder: Nach Testkäufen versuchten sie, auf der Homepage schlechte Bewertungen mit weniger als drei von fünf Sternen zu platzieren. Diese wurden nicht auf der Seite veröffentlicht. Stattdessen wurden fünf-Sterne Bewertungen – offensichtlich vom Unternehmen selbst generiert – auf der Homepage vermerkt. Aufgrund der Unterlassungsklage werden nun auch schlechte Bewertungen veröffentlicht.

Der bitterste Rückschlag für Roland Liebscher-Bracht: Sich selbst zum „Schmerzspezialisten Nr. 1“ zu küren, findet der Verbraucherschutz ebenfalls irreführend. Auch diese Behauptung hat der gelernte Maschinenbauer in Zukunft zu unterlassen.

Einen Stein ins Rollen gebracht
Trotz Unterlassungsklage liest man auf der Homepage von LuB immer noch den Aufmacher „Ein schmerzfreies und gesundes Leben für jeden Menschen“. Mit Werbegesichtern von Per Mertesacker oder DFB-Mannschaftsphysiotherapeut Klaus Eder suggerieren die Unternehmer Expertise wo keine zu finden ist. Der Kult LuB lebt also nach wie vor. Ingo Froboese, Universitätsprofessor an der Sporthochschule Köln, der ebenfalls lange Zeit auf der Homepage von LuB zitiert wurde, sagte schon 2018 in der ZEIT: „Sie zelebrieren eine Heilung, wobei aber leider der wissenschaftliche Beweis komplett fehlt. Ihre Vorträge und Bücher haben etwas Sektenhaftes. Mir kommt es schon fast vor wie eine Religionsgemeinschaft.”

Die Kritik an LuB wird hörbar lauter. Es bleibt spannend, wie lange sich ihre Marketingabteilung gegen den Widerstand aus der Wissenschaft verteidigen kann.

Daniel Bombien / physio.de